Die Ponte Chiara Stiftung unterstütz und fördert

Obdachlosenhilfe in Köln

Notschlafstelle (Notel) in Köln

„Absichtslosigkeit“ oder „Das Konzept des Notels“

Max (Name abgeändert), Du bist 18 Jahre alt, obdachlos und drogenabhängig. Du stehst in der Notel-Tür, unsicher, fragend, fordernd. Was Du jetzt von mir willst, ist ein Bett, etwas zu essen, vielleicht eine Dusche Und vor allem Deine Ruhe, um Deinen Rausch zu genießen.

Ich sage Dir, dass ich Dir all das gebe, nur an ein paar Regeln musst Du Dich halten, damit das Miteinander gelingt. Du bist willkommen, so wie Du bist.

Ich frage nicht nach Deinem bisherigen Leben oder nach Deinen Plänen für die Zukunft. Ich sage Dir nicht, dass Du mit den Drogen aufhören musst, weil Du es entweder schon weißt oder es nicht hören willst. Ich akzeptiere, dass Du Dein Leben heute so lebst, wie Du es lebst. Ich gebe Dir saubere Spritzen, damit Du Dir keine Infektion holst.

Manchmal kann ich das kaum aushalten, wenn ich sehe, wie die Sucht Dich zerstört. Wie gerne würde ich mit Dir den Weg gehen, der in die Freiheit führt. Aber ich weiß, dass Du es wollen musst. Mein Wollen reicht nicht, nähme Dir Freiheit, wäre für Dich sogar Bedrohung. Siehst Du nicht, dass die Droge Dir alles nimmt?

Du hältst sie für Deinen besten Freund: Sie ist immer da, zuverlässig, sie belügt Dich nicht – und führt Dich in den Tod. Was ich nicht zulassen kann ist, dass Du Dir selbst die Würde nimmst. Du musst regelmäßig duschen. Ich nehme Dich ernst und will von Dir ernst genommen werden, Du darfst und musst sogar über die Regeln meine Zuverlässigkeit testen. Um wirklich sicher zu gehen, riskierst Du immer wieder ein Hausverbot.

Und in all dem gehst Du mir unter die Haut, krabbelst bis zu meinem Herzen und bleibst.

Romano Guardini sagt, Absichtslosigkeit sei eine Tugend. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber ich weiß, dass Dich letzten Endes nichts anderes als Absichtslosigkeit weiterbringt, weil sie Reich Gottes ist, mitten unter uns.

„Es gibt nicht leicht eine größere Kraft als die Absichtslosigkeit……Nichts fordern und nichts verweigern“ (Romano Guardini)

(Max starb in Alter von 21 Jahren in unserer Krankenwohnung)

Text: Bärbel Ackerschott

Die Einrichtung findet seit 2023 Unterstützung der Ponte Chiara Stiftung

Konzept der Notschlafstelle

Notschlafstelle und Krisenhilfe als spiritanische Aufgabe

Träger der Einrichtung ist die Spiritaner-Stiftung.
In Treue zu den ursprünglichen Intuitionen der Gründer des Spiritaner-Ordens (Missionsgesellschaft vom heiligen Geist) und zur lebendigen Tradition der  Kongregation gehen die Spiritaner, die als Schwerpunkt ihrer Tätigkeit die Weltmission haben, auch in ihrer Heimat „zuerst zu denen, die unterdrückt und am meisten benachteiligt sind, dorthin, wo die Kirche nur  schwer Arbeiter findet“ (LR 12 ). Als wesentlichen Teil ihrer Sendung und als besonders wichtige Aufgabe betrachten sie unter anderem „die ganzheitliche Befreiung des Menschen“ (LR 14) und „den Dienst unter … gesellschaftlichen Randgruppen“ (LR 18.1)

So ist die Spiritaner-Stiftung überzeugt, durch ihren sozialen und pastoralen Dienst unter Drogenabhängigen ihr Haus und ihre Kräfte einer Aufgabe zur Verfügung zu stellen, die ganz der Sendung des Ordens entspricht.

Ziele

  • In der Hoffnungslosigkeit der Drogenszene Begegnen die Mitarbeiter*innen den Gästen auf Augenhöhe uns setzen dadurch ein Zeichen der Hoffnung.
  • Die Erfahrung vermitteln, auch als Suchtkranker wertgeschätzt und akzeptiert zu werden und Menschenwürde zu haben.
  • Das Verhindern von körperlicher Verelendung.
  • Den Übernachter*nnen einen Raum der Ruhe geben, d.h. keinen Konsum von Drogen, keine Geschäfte, keine Konfliktklärung, keine Gewaltandrohung und –anwendung.
  • Verlorengegangene Lebensperspektiven sollen neu entdeckt und Eigenenergie zur Bewältigung von Alltagsproblemen gefördert werden.
  • Die Motivation zu einem abstinenten Leben fördern und Hilfsangebote aufzeigen.

Zielgruppe
Aufnahme finden Drogenabhängige ab dem 18. Lebensjahr:
– obdachlose Drogenabhängige,
– Drogenabhänge, die eine Therapie abgebrochen haben,
– haftentlassene Drogenabhängige,
– Drogenabhängige in Krisensituationen.

Die Aufnahme ist grundsätzlich nicht an eine Bedingung gebunden, außer daß eine Abhängigkeit von illegalen Drogen und die Bereitschaft, sich an die Hausordnung zu halten, vorhanden sein muß.
Über die Aufnahme entscheiden die anwesenden MitarbeiterInnen.

Arbeitsschwerpunkte
Die Einrichtung versteht sich als ergänzendes Angebot zu den Drogenhilfeeinrichtungen in Köln. Aufgabe ist nicht Drogenberatung und Therapie, sondern Krisenintervention.

Dazu gehören:

  • Aufnahme in einer Krise, im Rauschzustand, im Entzug,
  • Gesprächspartner sein,
  • Schlafmöglichkeit,
  • Essensangebot,
  • Gelegenheit zum Wäsche waschen,
  • Nutzung der sanitären Einrichtungen,
  • Kleiderkammer,
  • Aufzeigen von Hilfsangeboten,
  • Zuspruch und Bestärkung der eigenen Zielsetzung auf ein drogenfreies Leben,
  • Hilfestellung in konkreten Problemsituationen,
  • Spritzentausch,
  • Kondomausgabe,
  • „erste Hilfe“.

Dem Drogenabhängigen wird die Möglichkeit geboten, sich für einige Nächte in einem drogen- und gewaltfreien Raum aufzuhalten, um zur Ruhe zu kommen, seine körperliche Verfassung zu verbessern und weitere Perspektiven entwickeln zu können. Die Übernachtungsmöglichkeit besteht für den einzelnen nur für eine begrenzte Zeit, um den Notschlafstellencharakter der Einrichtung sicher zu stellen.

Organisation

Die Einrichtung hat 10 Betten in drei Zimmern, Sanitärbereiche, Küche, Aufenthaltsraum, Büro, Waschküche und Kapelle.

Die Einrichtung öffnet um 20.00 Uhr, Aufnahme ist bis 22.30 Uhr möglich. Wer zum ersten mal kommt, muß die Hausordnung unterschreiben. Zu den Regeln gehören: keine Gewaltanwendung oder -androhung, kein Drogenbesitz, -handel oder -konsum, keine Sexualkontakte. Von 23.00 Uhr bis 7.00 Uhr ist Nachtruhe. Die Übernachter müssen die Einrichtung bis 8.30 Uhr verlassen haben.
Wer gegen die Hausordnung verstößt, bekommt Hausverbot für einen Zeitraum, den das Team beschließt.

Von 18.00 Uhr bis 22.30 Uhr und von 7.30 Uhr bis 9.00 Uhr ist an der Tür Spritzentausch und Kondomausgabe.

Team
Zum Team gehören neun professionelle MitarbeiterInnen mit Vertrag, von denen pro Nacht jeweils zwei im Dienst sind.

Grundlage für ihr soziales und pastorales Handeln ist das christliche Menschenbild, das den Menschen als Geschöpf  Gottes nach seinem Ebenbild geschaffen sieht. Somit ist jedes Leben sinnvoll, weil gottgewollt. Auch in der Arbeit mit Drogenabhängigen darf und braucht die Hoffnung niemals aufgegeben werden, weil Gott das Heil jedes Menschen will.

So bemühen sich die MitarbeiterInnen, die Süchtigen mit den Augen Gottes zu sehen: liebenswürdig, heilswürdig und hilfsbedürftig. Sie stehen ihnen in ihrer Krankheit bei und sehen ihre Menschenwürde.

Sonstige Mitarbeiter
Die MitarbeiterInnnen werden unterstützt von Praktikant*nnen, ehrenamtlichen Mitarbeiter*nnen und einer Reinigungskraft. Pro Abend und Morgen sind sind insgesamt 3 Kolleg*innen anwesend, pro Nacht zwei.

Konzept der Krankenwohnung
Kosmidion: Krankenwohnung für obdachlose drogenabhängige Männer und Frauen

Im Oktober 2008 wurde in der Victoriastraße in Köln die Krankenwohnung „Kosmdion“ eröffnet. Sie befindet sich im gleichen Gebäude wie die Notschlafstelle und ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Spiritaner-Stiftung und der Kommunität der Heiligen Anargyroi Kosmas und Damian.

Die Krankenwohnung bietet in drei Zimmern fünf Betten für kranke drogenabhängige Obdachlose an, die an diesem geschützten Ort genesen können. Aufnahme finden obdachlose Drogenabhängige nach einem Krankenhausaufenthalt oder bei akuter Erkrankung, die keine stationäre Aufnahme in einer Klinik erfordert. Hier können die Gäste sich über das Angebot der Notschlafstelle hinaus auch über einen längeren Zeitraum aufhalten.

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